„Ein friedensstiftender Beitrag“ – Sudetendeutsche Landsmannschaft hat kulturelle Förderpreise an deutsche und tschechische Kulturschaffende verliehen

01. 02. 2023

In seinen Eingangsworten erinnerte Bernd Posselt an die Wenzelskrone, die in diesen Tagen in Prag für die Öffentlichkeit zu sehen war. Die Wenzelskorne symbolisiere ein Land, in dem mehrere Nationalen, Kulturen und Sprachen existierten: „Die Kultur war europäisch, regional und übernational“, so der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe. Eine dieser Kulturen sei die sudetendeutsche gewesen. Diese gelte es in lebendiger Form zu erhalten und genau das täten die jährlich ausgezeichneten Förderpreisträger. Damit leisteten sie zugleich „einen friedensstiftenden Beitrag“, denn Kultur verbinde Menschen und Völker, so Posselt in seiner Begrüßungsrede.

Auch Dr. Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, begrüßte die jungen Förderpreisträger und die anwesenden Gäste und bezeichnete die Jugend als „Garant der Zukunft der Volksgruppe“. Durch die Veranstaltung führte der Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Professor Ulf Broßmann.

 

Den Preis für darstellende und ausübende Kunst erhielt die Solistin Lisa Maria Kebinger. „Stets trifft die junge Sängerin in Stimme und Ausdruck den Wesenskern der ihr anvertrauten Stücke“, lobte Laudator Dr. Andreas Wehrmeyer, Direktor des Sudetendeutschen Musikinstitut in Regensburg. Vom Talent der jungen Sängerin konnten sich die Anwesenden vor Ort überzeugen: Sie sang eingangs die Arie „Il secreto per esser felici“ aus der Oper Lucrezia Borgia von Gaetano Donizetti, später drei Lieder von Franz Schubert („An die Musik“, „Die Forelle“ und „Fischerweise“), die Zigeunermelodien von Antonín Dvořák sowie die „Habanera“ aus der Oper Carmen von Georges Bizet.

 

Mit dem Preis für bildende Kunst und Architektur wurde die Bühnenmalerin Julia Bertlwieser ausgezeichnet. Laudator war Prof. Dr. Fritz Bertlwieser, der das handwerkliche Talent Berlweiser pries. Mit Hilfe einer Powerpointpräsentation gab die Preisträgerin anschließend Einblicke in ihre Arbeit und zeigte, wie sie am Stadttheater von Stockholm, wo sie seit vergangenem Jahr tätig ist, ein Bühnenbild entstehen lässt.

 

Musikalisch wurde es erneut mit Leonard Willscher, der den kulturellen Förderpreis für Musik erhielt und eine seiner Kompositionen vorstellte: „Cassini“, benannt nach der Weltraumsonde, die zum Saturn flog. Das für Percussions komponierte Stück spielte Cornelia Monske, Professorin für Schlagzeug. Den jungen Komponisten Wilscher stellte Laudator Dr. Wolfram Hader vor. Willscher wolle „über eine Symbiose von älterer und neuerer Musik klanglich das darstellen, was er im Inneren höre“, so Hader.

 

Im Bereich der Wissenschaft wurde Luděk Němec ausgezeichnet. „Dieser engagierte, fleißige, verlässliche junge Mann ist heute schon ein wichtiger Brückenbauer zwischen der deutsch-tschechischen Sprach- und Ländergrenzen, aber auch zwischen den Generationen“, lobte Ulf Broßmann. In einer Präsentation zeigte der junge Historiker Ansichten von Orten im Böhmerwald, deren Vergangenheit er erforscht. Bereits zwei Publikationen hat der 23-jährige Historiker verfasst, eine dritte ist in Arbeit. Dazu wählt der 23-jährige Němec einen multiperspektivischen Ansatz.

 

In der Kategorie Volkstumspflege wurden gleich zwei Preise vergeben: an Anna-Lena Hamperl und an Jan Vrána. Die Lehramsstudentin Hamperl stellte Laudatorin Christina Meinusch, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, vor. In nur vier Monaten habe sie den Buchbestand des Vereins „Egerländer Landtag“ sortiert und inventarisiert. Mit einer Präsentation stellte die Preisträgerin anschließend ihre Arbeit vor, die im Kontext des Projekts „Digitalisierung von Heimatstuben“ stand. Den zweiten Preis erhielt Jan Vrána, den Laudatorin Kirsten Langenwalder, Pressereferentin des Heimatkreises Hohenelbe/Riesengebirge, vorstellte: „Unser Preisträger steht exemplarisch für diejenigen der tschechischen Nachfolgegeneration, die sich damit beschäftigen, was in ihrem Land passiert ist, und sich mit der Historie differenziert auseinandersetzen.“ Seine Abiturarbeit hat der jüngste Preisträger über „Die Gewinnung von Bodenschätzen in Rochlitz an der Iser“ verfasst. Auch er stellte seine Arbeit anhand einer Powerpointpräsentation vor, die einen besonderen Abschluss fand: Am Ende sang er das bekannte Riesengebirgslied. Mit einem großen Applaus endete die diesjährige Preisverleihung.

 

Fotoserien


Kulturelle Förderpreise 2022 (01. 02. 2023)

Fotos der feierlichen Preisverleihung am 28. Jänner 2023 im Sudetendeutschen Haus