Nur Mut! Die Lebensgeschichte einer Sudetendeutschen
Die Heimatpflege der Sudetendeutschen hat die Autorin Christa Olbrich eingeladen, aus ihrem autobiografischen Buch "Von der Kuhmagd zur Professorin" am 28.11.2020 im Sudetendeutschen Haus zu lesen. Die Veranstaltung konnte aufgrund der geltenden Schutzvorschriften nicht stattfinden, und deshalb – bis sie nachgeholt werden kann – ein kurzes Schlaglicht auf die Geschichte, die sich hinter dem erstaunlichen Buchtitel verbirgt. Christa Olbrich, 1945 in Mährisch Schönberg geboren, teilte mit vielen Sudetendeutschen ihrer Generation die entbehrungsreiche Kindheit im Nachkriegsdeutschland. Niemand ahnte, auch sie selbst nicht, dass sie eines Tages als Gastprofessorin in China Vorlesungen halten wird. Doch bis dahin war es ein langer und steiniger Weg, an dessen Anfang als Perspektive die Arbeit einer Kuhmagd stand. In seinem weiteren Verlauf darf der Leser kein Hollywood-Märchen von glücklichen Fügungen erwarten. Nicht umsonst heißt der Untertitel des Buchs "Ein Leben voller Herausforderungen". Mit einem unbeirrbaren Antrieb durchschritt Christa Olbrich die Lebensstationen als Krankenhaushelferin, Krankenschwester, Unterrichtsschwester, Studentin und Dozentin. Gleichzeitig war sie für ihre Eltern und Bruder da, sie heiratete und genoss das Leben eines jungen Menschen der damaligen Aufbruchszeit. Es ist eine dicht gewebte Lektüre über ein dicht bepacktes Leben, das Stoff für viele Bücher bietet.
Aus ihrer Lebenserfahrung könnte sie ganze Bücher schreiben allein schon über junge Sudetendeutsche in der Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre, über den damaligen Stand der Pflege, über die langsam einsetzende Akademisierung und größere Wertschätzung der Pflegeberufe, über ihr Studentenleben und den dualen Studiengang Pflegemanagement und Pflegepädagogik, den sie mit der Promotion über die Pflegekompetenz abschloss, über ihren zielstrebigen Einsatz für das berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudium für Kranken- und Altenpflege, über den Höhepunkt ihrer akademischen Laufbahn als Professorin. Aber auch über Hindernisse, Rückschläge und Böswilligkeiten im Berufsleben und über Konkurrenzverhältnisse an den Universitäten. Darüber, wie man sein Ziel erreicht, wenn man sich der Entfaltung seiner Fähigkeiten verpflichtet. Und dabei nicht das Gefühl für Verfolgte und Geflüchtete der jüngsten Geschichte verliert. Ein ganzes Buch könnte Christa Olbrich in ihrer Eigenschaft als Imkerin schreiben, ein weiteres über ihre Erfahrungen mit Hunden, diesen beziehungsfähigen und zauberhaften Geschöpfen.
All das ist in ihrem Buch enthalten und diese vielen Stränge laufen im Mutmachen zusammen. Dass man nicht von der Erde fällt, dass die Fremdbeurteilung nicht über der eigenen steht, dass man sich durch Abwertungen nicht unterkriegen lässt und dass man Angst vor der Vorstellung von Dingen und nicht vor den Dingen selbst hat. Das könnte vielleicht das Erfolgsrezept dieses erfüllten Lebens sein. Am besten, man liest das Buch, um es herauszubekommen. Und die Autorin fragt, wenn wir die Lesung mit ihr in einer gesunden Zeit nachholen werden.
Zuzana Finger
Foto: Buch von Christa Olbrich